- Nina Kindervater
- 25. März
- 4 Min. Lesezeit

Das klingt im ersten Moment vielleicht egoistisch. Doch in Wahrheit hat es nichts mit Selbstverliebtheit oder Rücksichtslosigkeit zu tun – sondern mit gesunder Selbstfürsorge. Denn nur wenn es mir gut geht, kann ich auch für andere da sein – in meiner Familie, in meinem Freundeskreis und im Beruf.
Selbstfürsorge ist keine Egozentrik
In unserer Gesellschaft wird oft vermittelt, dass es nobel ist, sich selbst hintenanzustellen. Wer die Bedürfnisse anderer über die eigenen stellt, gilt als selbstlos und engagiert. Doch genau hier liegt ein großes Missverständnis: Wer sich selbst dauerhaft vernachlässigt, wird nicht leistungsfähiger oder liebevoller – sondern ausgelaugt, gereizt und unzufrieden.
Ich vergleiche es gern mit einer Powerbank: Solange sie aufgeladen ist, kann sie andere Geräte mit Energie versorgen. Ist sie leer, bringt sie niemandem etwas. Genauso ist es mit uns Menschen. Wenn wir uns selbst keine Zeit zur Regeneration gönnen, sind wir irgendwann erschöpft – und das wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus.
Life Balance statt Work-Life-Balance
Ich spreche bewusst nicht von Work-Life-Balance, sondern von Life Balance. Denn Arbeit ist kein Gegensatz zu Leben – sie ist ein Teil davon. Die Frage ist also nicht, wie ich Arbeit und Leben in Balance bringe, sondern wie ich mein gesamtes Leben so gestalte, dass es mich erfüllt.
Für mich ist Arbeit nicht nur eine Verpflichtung, sondern eine wichtige Ressource. Sie gibt mir Struktur, persönliche Erfüllung und finanzielle Unabhängigkeit. Und genau das zahlt auch auf meinen zentralen Wert Familie ein. Wenn ich mit meiner beruflichen Situation zufrieden bin, strahle ich das auf meine Familie aus – ich bin ausgeglichener, kann bewusster Zeit mit meinen Liebsten verbringen und zugleich die finanzielle Freiheit genießen, die uns gemeinsame Erlebnisse ermöglicht.
Ein weiteres wichtiges Element in meinem beruflichen Leben ist mein Team. Die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen gibt mir nicht nur fachlichen Austausch, sondern auch soziale Unterstützung. Genau wie in der Familie sind es auch hier die zwischenmenschlichen Beziehungen, die mich tragen. Mein Team ist eine wertvolle Ressource, die mir in herausfordernden Zeiten Halt gibt – genauso, wie ich auch für andere da bin.
Resilienz – Ein Tisch steht stabil auf vier Beinen
Mein Leben besteht aus mehreren Säulen: Familie, Beruf, soziale Kontakte und persönliche Entwicklung. Ich sehe sie wie die vier Beine eines Tisches.
Ein Tisch mit nur einem oder zwei Beinen kann nicht stabil stehen. Selbst mit drei Beinen gerät er schnell ins Wanken. Aber ein Tisch mit vier soliden Beinen bleibt auch dann stehen, wenn eines davon schwächer wird oder vorübergehend belastet ist.
Genauso ist es mit meinem Leben: Sollte eine dieser Säulen ins Ungleichgewicht geraten – sei es durch private Herausforderungen, berufliche Umbrüche oder andere unerwartete Veränderungen – kann ich mich auf die anderen Ressourcen stützen. Wenn es im Job stressig wird, gibt mir meine Familie Kraft. Wenn es privat turbulent ist, kann ich durch mein Team und meine Arbeit Stabilität finden. Und wenn beides herausfordernd ist, helfen mir soziale Kontakte oder bewusst gesetzte Ruhepausen, um neue Energie zu schöpfen.
Persönliche Entwicklung als Schlüssel zur Stabilität
Eine weitere wichtige Säule in meinem Leben ist meine persönliche Weiterentwicklung. Ich sehe Lernen und Reflexion als essenzielle Bausteine, um sowohl im Beruf als auch im Privatleben zu wachsen.
Deshalb nehme ich regelmäßig an Supervisionen, Intervisionen und Weiterbildungen teil. Diese Formate geben mir die Möglichkeit, mein eigenes Handeln zu reflektieren, neue Perspektiven zu gewinnen und meine Fähigkeiten kontinuierlich zu erweitern. Dadurch bleibe ich nicht nur fachlich auf dem neuesten Stand, sondern stärke auch meine persönliche Resilienz.
Supervisionen und Intervisionen helfen mir, mich bewusst mit Herausforderungen auseinanderzusetzen und Lösungen zu entwickeln. Sie sind für mich ein wertvoller Raum der Reflexion – ähnlich wie ein Stützpfeiler, der den Tisch meines Lebens stabil hält.
Meine Werte als Kompass – Erkenntnis durch Coaching
Ein entscheidender Aspekt meiner Life Balance ist, dass ich meine zentralen Werte kenne und bewusst danach lebe. Denn nur wenn ich weiß, was mir wirklich wichtig ist, kann ich meine Entscheidungen im Einklang mit mir selbst treffen.
Diese Erkenntnis kam nicht von allein – ich habe sie mit Unterstützung eines professionellen systemischen Coachings erarbeitet. In diesem Prozess habe ich reflektiert, welche Werte mich wirklich antreiben, welche Aspekte mir in meinem Leben Stabilität geben und wo ich vielleicht bisher zu oft Kompromisse eingegangen bin.
Diese Klarheit hilft mir jeden Tag: Sie ermöglicht mir, bewusste Prioritäten zu setzen, mich nicht von äußeren Erwartungen treiben zu lassen und meine Lebensbereiche in Balance zu halten. Meine Werte sind mein innerer Kompass – sie geben mir Orientierung und machen mich resilient, egal welche Herausforderungen auf mich zukommen.
Sich selbst ernst nehmen – für andere da sein
Sich selbst als die wichtigste Person im eigenen Leben zu betrachten, bedeutet nicht, andere weniger wertzuschätzen. Es bedeutet vielmehr, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Es bedeutet, Nein zu sagen, wenn es notwendig ist. Es bedeutet, die eigenen Grenzen zu respektieren.
Wer gut für sich sorgt, lebt nicht egoistisch – sondern verantwortungsvoll. Denn nur aus einer Position der Stärke, Zufriedenheit und Energie heraus kann ich auch den Menschen in meinem Leben das geben, was sie brauchen: Aufmerksamkeit, Liebe, Unterstützung und Zeit.
Deshalb stehe ich zu dieser Überzeugung: Ich bin die wichtigste Person in meinem Leben. Und genau das macht mich für andere wertvoll – in meiner Familie, im Freundeskreis, im Team und im Beruf.